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Rotterdam mit Baby

Bevor ich in eine Stadt reisen, in der ich noch nie war, mache ich oft ein kleines "Hab ich mal gehört"-Spiel. Meistens fallen einem nämlich zu Orten irgendwelche Bezüge ein, die - zugegebenermaßen - oft nicht mit dem nötigen Hintergrundwissen verknüpft sind. Wenn man das dann schon vor der Reise nachschlägt, erspart man sich grobe Peinlichkeiten und hat jedenfalls schon ein paar verstaubte Gehirnschubladen wieder flott gemacht. Im Falle von Rotterdam fällt mir Erasmus von Rotterdam ein, aber auch Feyennoord Rotterdam und die Erasmusbrücke. Erasmus von Rotterdam ist wahrscheinlich der berühmteste Sohn der Stadt. Interessanterweise wohnte der Humanist und Vorreiter der Reformation nicht sehr lange in Rotterdam, er sah sich eher als Europäer und reiste viel. Geboren wurde er aber wahrscheinlich in oder bei Rotterdam und zwar interessanterweise als zweiter unehelicher Sohn eines katholischen Priesters aus Gouda und seiner Haushälterin. Er war erklärter Pazifist und in seinen theologischen Schriften ökumenisch - was zu Luthers Zeiten ja jetzt nicht so selbstverständlich war. In grundsätzlichen Glaubensfragen seien die beiden Richtungen ja einig, Kleinigkeiten in Auslegung und Ritus könne man ja jedem Gläubigen freistellen. Ein moderner Mann also. Und dazu ein witziger. Sein bekanntestes Werk heute ist dann auch die Satire "Lob der Torheit". 

Feyennord mit seinen Wurzeln im Rotterdamer Hafen-Milieu hat zweimal den Uefa-Pokal gewonnen. 2002 - man erinnert sich vielleicht - leider im Finale gegen den BVB. Emotion und Treue bewiesen die Fans erst vor wenigen Tagen, als sie beim Spiel gegen Venlo mit dem Lied "You'll never walk alone" dem vor sechs Jahren an Leukämie verstorbenen Sohn des Torwarts Brad Jones gedachten,

Und von der Erasmusbrücke? Wusste ich bislang auch nur, wie sie grob aussieht. Nämlich ein bisschen wie ein sehr dünner, sehr steiler Origami-Vogel. Andere erinnert sie eher an einen Schwan, weshalb sie auch den Spitznamen "de zwaan" trägt. Jetzt weiß ich auch noch zwei Superlative, nämlich zum einen dass es sich bei ihr um die größte und schwerste Klappbrücke Westeuropas handelt. Und zum anderen, dass beim Bau von 1994 bis 1996 der leistungsstärkste Schwimmkran der Welt von Nöten war, er trägt den schönen Namen Thialf und wurde gebraucht, um den 139 Meter hohen Pylon aufzustellen. 

Das muss als Grundwissen genügen. Am Wochenende werde ich meine Rotterdam-Kenntnisse hoffentlich noch ein wenig vertiefen.