Amsterdam

Die Stadt

Sicher liegt es am vielen Wasser und an den Booten. Wer in Amsterdam aus dem Zug steigt und das Bahnhofsgebäude verlässt, spürt sofort eine riesengroße Freiheit. Das Herz wird so leicht wie ein Weinkorken und man kriegt Lust, es jederzeit in einen der Kanäle zu werfen, auf dass es sich auf und davon träume. Auf den Wellen wippend unter den tausend Brücken hindurch, hinaus aus der Stadt, vorbei an Tulpenfeldern und Käsekühen und nass aber glücklich bis in die Mündung der wilden Nordsee. Wer nach Amsterdam reist, bekommt die Sehnsucht eines Matrosen. Und wer weiß. Es könnte viel Abenteuerliches vorbei kommen, dieser Gedanke begleitet den Besucher durch die Gassen, die wirklich viel zu puppenstubenhübsch sind, um ernsthaft Teil dieser Turbowelt sein zu können.  Obwohl Köln keine drei Stunden weg ist, erinnert hier nichts mehr an NRW. Die Häuser so schmal und hoch, dass die Einrichtung Kreativität ebenso verlangt wie strukturiertes Denken ("ich habe Monate gebraucht, um den richtigen Platz für alles zu finden, um nicht hundertmal am Tag die Treppen hoch und runter laufen zu müssen. Und jetzt weiß ich: Die Haarbürsten müssen zu den Mützen unten im Flur", sagt unsere Zimmerwirtin Bettina). Die Straßen strecken in regelmäßigen Abständen ihren Hintern in die Höhe, um eine der vielen Grachten unter sich durch fließen zu lassen und es ist herrlich mit dem Fahrrad über diese Hubbel zu sausen, bergan in Zeitlupe, nur um dann mit Überqueren des Scheitels wieder an Fahrt zu gewinnen. Die Einrichtung, wenn man durch die Fenster guckt: Ausnahmslos wie aus einem Katalog für Kreative. Viel Holz, viel Stoff, offene Räume, ein bisschen nordeuropäischer Kaufmann, ein bisschen arabischer Händler. Geschmack findet man hier an jeder Bushaltestelle.

 


Die Unterkunft

Die Erlebnisse und Begegnungen in einer fremden Umgebung sind einer luxuriösen Unterkunft jederzeit vorzuziehen. Lieber im undichten Zelt am Wasserfall, als zwei Kilometer weiter mit Klimaanlage im Himmelbett. Dennoch: The Weavery (eine alte Weberei) in Amsterdam hat uns wirklich beeindruckt. Die kleine Suite unterm Dach ist so liebevoll und bis ins kleinste Detail durchdacht eingerichtet, dass wir uns von der ersten Sekunde an wohlfühlten. Als wir die steilen Stufen nach oben erklommen hatten und auf die kleine Dachterrasse traten, dachte ich: Ich werde zurückkehren. Als Rentnerin. Und über diesen Dächern neben der Leiter mit den Wicken in der Abendsonne einen Krimi schreiben, dabei in ein Stück Gouda beißen und glücklich sein.Und zwar ganz egal, was bis dahin noch alles geschehen mag. Die Zimmerwirte Bettina und Driss Abaouz waren außergewöhnlich gastfreundlich. Das Frühstück, das jeden Tag in einem Korb vor der Tür auf uns wartete, steckte voller Sorgfalt. Genauso wie das Zimmer, das bis hin zu Duschkopf und Kinderspielzeug so ästhetisch perfekt eingerichtet war, dass man sich wie in einem französischen Nouvelle-Vague-Film fühlte. Die Lage des sehr kleinen Hotels ist zudem sehr zentral. An der Tweede Weteringdwarsstraat gelegen (Haltestelle Vijzelgracht), ist es nicht weit entfernt von der berühmten Prinsengracht. Zum Bahnhof sind es gerade mal zwei Metro-Stationen und wer in die andere Richtung geht, kommt ins hübsche Künstlerviertel De Pijp.

Bettina und Driss haben in ihrem Haus übrigens auch einen kleinen Shop, in dem sie handgewebte Teppiche aus Driss' Heimat Marokko verkaufen. Unbedingt mal ansehen! Uns hat es gefallen. Und unser kleiner Junge konnte gar nicht mehr aufhören, auf den Wollbergen rumzuhüpfen.

Das alles ist nicht günstig (165 bis 175 Euro pro Nacht, dazu 7,50 Euro pro Person für das kleine Frühstück, Kaffee, Tee, Müsli und Obst sind ohnehin immer auf dem Zimmer), wer etwas Besonderes sucht und die Möglichkeit hat, kann aber getrost buchen. Es lohnt sich. 


Nicht versäumen

Der erste Tipp klingt banal, ist aber in Amsterdam unbedingt zu beherzigen: Treibt euch so viel rum wie nur möglich! Die Stadt ist nur über lange Spaziergänge wirklich kennen zu lernen. Sie ist so vielfältig und jede Ecke, die wir gesehen haben, war auch wirklich sehenswert. Der Stadtteil Jordaan hat uns am besten gefallen. Kleine Cafés an allen Ecken laden mit Tischen und Stühlen zum Draußensitzen ein, Auf den Grachten fahren Boote vorbei, manchmal sitzt jemand drauf und singt. Wer einen Einkaufsbummel plant, wird mit kleinen Läden überrascht, die es sonst nirgends gibt. Ketten sieht man hier nicht. Der Besucher trifft auch auf einige lustige Museen wie das Tulpenmuseum oder das Hausbootmuseum oder das Käsemuseum. 

Nicht verpassen sollte man das Anne-Frank-Haus. Allerdings ist es fast unmöglich, spontan ein Ticket zu ergattern. Dafür ist der Andrang viel zu groß. Es empfiehlt sich daher dringend, sechs bis acht Wochen vor dem Besuch ein Ticket über das Internet zu bestellen.

Zwar gibt es in Amsterdam zahlreiche international bekannte Museen wie das Rijksmuseum oder das Van-Gogh-Museum (sicher alle sehr sehenswert). Wir haben uns aber für das kleine Rembrandt-Haus entschieden. Hier gewinnt der Besucher einen Einblick in das Schaffen des Künstlers (fast alle, nämlich über 250 Drucke sind beispielsweise zu sehen), aber er erfährt auch einige pikante Einzelheiten seines Privatlebens und kann sich in den vielen, schmalen Stockwerken vorstellen, wie Rembrandt dort mit seiner Familie lebte. Das Museum in der Nähe des Waterloopleins lohnt einen Besuch deshalb auch für Kinder. Erwachsene zahlen 12,50 Eintritt.

Nicht nur bei knapper Urlaubskasse sollte man auf keinen Fall eine Fahrt mit der Fähre verpassen. Die ist nämlich kostenlos. Und lohnt sich nicht nur wegen der Brise, die einem an Deck entgegen weht und des Blickes auf die Ufer von Zentrum und Amsterdam Noord, sondern auch deshalb, weil man sich nie mehr wie ein echter Amsterdamer fühlt, als in dem Moment, wenn man mit all den Einheimischen sein Rad auf das Boot schiebt und ganz selbstverständlich die Flussseite wechselt. 


Essen

Wir geben zu: Für Restaurants reichte unser Geld nicht. Amsterdam ist eine teure Stadt. Außerdem ist ein Besuch derselben mit Kleinkind nicht unbedingt ein Vergnügen. Aber Amsterdams Flair ist auch im Oktober eh mediterran genug, als dass das Essen unterwegs nicht ohnehin die interessantere Alternative wäre. Asiaten gibt es an jeder Ecke, die ihre Reisnudeln mit allem verkaufen, was der Bauch so wünschen kann. Araber natürlich auch. Auf dem Albert Cuyp-Markt haben wir sehr leckeren Hering gegessen, Waffeln und Pommes und Frikandel gibt es an jeder Ecke, letzteres natürlich auch aus dem Automaten.

Besonders überzeugt hat uns ein Besuch auf dem Foodmarkt in der Nähe der Metro-Station Rokin. Es gab dort frische Austern mit kreativem Zwiebel-Chutney, aber auch sehr würzige heiße Knoblauchwurst mit Senf und Minihaxen. 

Der Besuch eines Albert-Heijn-Supermarktes lohnt übrigens auch. Es ist ein Paradies an Convenient-Food. Tausend fertige Salate für die Mittagspause, Tapas, eine riesige Auswahl an unterschiedlich belegten Pizzen zum Fertigbacken und anderen hochwertigen Schnell-fertig-Gerichte. Einziger Haken: Man kauft bei so viel Schönem viel mehr als man essen kann.

 

Anreise

Mit der Bahn ist man in knapp drei Stunden von Köln aus in Amsterdam. Kostenpunkt pro Person etwa 60 Euro hin und zurück (ohne Bahncard). Mit dem Auto anreisen ist keine gute Idee: Parkplätze sind rar und Parkhäuser verschlingen schnell viel Geld. Pro Tag muss man mit etwa 50 Euro Gebühren rechnen. Damit können die Parkgebühren im schlimmsten Fall sogar die Übernachtungskosten toppen.